Logopädie

Logopädinnen und Logopäden sind in der Prävention, Diagnostik, Therapie und in der Beratung tätig. Sie sind ausgebildete Fachleute für Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken, Lesen und Schreiben. Zum logopädischen Alltag gehört Wissen aus der Medizin, Linguistik, der Heilpädagogik und der Psychologie. Ein Wissen, das in einem dreijährigen Studium an einer Universität oder Fachhochschule erworben wird.
Logopädische Therapien werden vom Kanton oder der Schulgemeinde übernommen. Bei Krankheit oder Unfall bezahlen die Versicherungen. Anmeldungen laufen je nach Alter zum Beispiel über die Eltern, den Haus- oder Kinderarzt, eine Lehrperson, andere Fachperson, direkt über eine Logopädin oder über die betroffene Person selbst. Die Förderung der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit betrifft Menschen jeden Alters, das heisst Kleinkinder, Schulkinder, Erwachsene und alte Menschen.


Tätigkeitsbereiche

Logopädinnen sind Fachpersonen für Menschen mit Sprach- und Kommunikationsbehinderungen. Ihre Arbeit ist eine therapeutische und unterscheidet sich klar von anderen schulischen Stützmassnahmen. 
Im Kanton Freiburg besteht dank verschiedenartiger Strukturen ein breites logopädisches Angebot in Privatpraxen, an Schuldiensten, Sonderschulen, Institutionen und Spitälern.

Das Tätigkeitsfeld der Logopädin beinhaltet alle zur Berufsausübung gehörenden Tätigkeiten:

  • Abklärung: kontinuierlicher, diagnostischer Prozess, welcher folgende Fragen beantworten soll; 
    kommunikative Kompetenzen, nötige Spezialuntersuchungen,  Therapie indiziert (warum?, wie lange?, wo?), Prognose

  • Therapie

  • Beratung/Prävention: beratende Gespräche zur Sprachförderung des sozialen Umfeldes.

  • Öffentlichkeitsarbeit: Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Bezug auf Sprache, deren Störungen und ihre Auswirkungen.

Auch die Erfassung von Entwicklungsbereichen wie Wahrnehmung, Motorik, kognitive Fähigkeiten, emotionale und soziale Entwicklung sind notwendig.

 

Informationen zum Spracherwerb eines Kindes

Erste Wörter und das Verstehen der Sprache

Etwa 90% aller Kinder beginnen im Alter zwischen eineinhalb bis zweieinhalb Jahren zu sprechen. Erste einzelne Wörter äußern die meisten Kinder schon im Alter von 12-18 Monaten, bspw. „Mama“, „Papa“, „Auto“, „Ball“, sowie vereinfachte Formen von Namen von Geschwistern, Grosseltern. Zu den ersten sprachlichen Äusserungen gehören auch Wörter wie „wauwau“, „tictac“, „mämäm“, so genannte Lautmalereien. Diese ersten Wörter sind noch ganz an die Situation gebunden, sie sind wie Etiketten, die zu den Personen und Dingen gehören, welche sie bezeichnen. In dieser Phase haben die Eltern den Eindruck, dass ihr Kind auch schon ganz viel versteht. Das Verstehen geschieht jedoch noch ganz aus der Situation heraus. Losgelöst von den Dingen, die sie bezeichnen, haben die Wörter noch keine Bedeutung. Sie sind einfach ein Teil des Klangteppichs, von dem das Kind umgeben ist. Sagt man zu einem 12-18-monatigen Kind, das mit dem Ball am Spielen ist: „gib mir den Ball!“, dann wird es mich in der Regel anschauen, zum Ball schauen und mir den Ball zurollen. Wenn kein Ball da ist, wird es einen andern Gegenstand geben, der in seiner Nähe ist.
In der ersten Hälfte des zweiten Lebensjahres entdecken Kinder, dass die Menschen immer gleiche oder ähnliche Wörter zu den Dingen und Situationen sagen; beispielsweise sprechen sie von „Hund“ beim kleinen Kläffer, der im Park laut bellend herumspringt, ebenso zu dem großen Fellhaufen, der beim Bauernhof dösend in der Sonne liegt, aber auch zum gezeichneten Vierbeiner im Bilderbuch usw. Ab 18-24 Monaten beginnen sie die Wörter nun allmählich losgelöst von der Situation, in der sie geäußert werden, zu verstehen. Das bedeutet, dass das kleine Kind beim Hören des Wortes „Ball“ ein inneres Bild aufbaut. Mit diesem Bild im Kopf wird es nach dem Gegenstand suchen, der dazu passt.

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Mit Sprache etwas bewirken

Die Sprache entdecken bedeutet nicht nur Wörter auszusprechen, um damit Dinge zu bezeichnen. Bereits im zweiten Lebensjahr entdecken kleine Kinder die besondere Bedeutung der Sprache, die darin liegt, dass wir Wörter und Sätze gebrauchen können, um beim Andern etwas zu bewirken: „Oggi!“ (Schoggi)- auf eine solche Äusserung wird die Mama vielleicht sagen: „Nein, es gibt jetzt keine Schokolade!“ oder: „ingge!“ (trinke)- „ Wo ist denn deine Flasche? Schau, hier kriegst was zu trinken!“ usw.
Mit dieser Entdeckung im Bereich der Kommunikation geht es im dritten Lebensjahr in der Sprachentwicklung rasant vorwärts. Bald werden in der Sprachproduktion zwei und mehr Wörter in kleinen Sätzen aneinandergehängt. Im Sprachverständnis kann ein zweieinhalbjähriges Kind bereits mehrteilige Aufforderungen verstehen, bspw.: „Gib den Schoppen der Puppe, die im Bett ist!“.

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Ein kleines Gespräch führen, Erzählen und Zuhören

Im Alter von drei bis vier Jahren beherrschen kleine Kinder bereits die wichtigsten Prinzipien der Grammatik ihrer Muttersprache. Sie machen es ganz ohne gezielte Unterweisung und zwar bald schon viel besser, als wir es im Erwachsenenalter beim Erlernen einer Fremdsprache nach vielen Stunden Unterricht können. Sie können Fragen formulieren (warum?), interessieren sich für die Antworten, die sie erhalten (weil,...), können Nebensätze bilden und lernen täglich eine Vielzahl neuer Wörter. Wenn sie von ihren Erlebnissen berichten, werden sie auch von Außenstehenden verstanden.
Im Sprachverständnis können sie aufgrund von Wörtern und Sätzen verlässliche innere Bilder aufbauen. Sie interessieren sich für Geschichten und verstehen einfache auch ohne bildliche Unterstützung.
In diesem Alter ist es normal, wenn schwierige Sprachlaute wie beispielsweise SCH und R noch ausgelassen oder durch andere ersetzt werden, im Wortschatz die Wörter z. T. noch nicht richtig verwendet werden (Tiger statt Löwe) und die Sätze noch nicht immer korrekt sind. Es kann auch vorkommen, dass es beim Erzählen zu ungewollten Unterbrechungen, z.B. zu Wiederholungen von Wörtern oder Silben oder zu Blockaden im Redefluss kommt.

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Wann ist eine logopädische Abklärung angezeigt?

Eine Abklärung ist dann angezeigt, wenn ein Kind im Alter von zwei bis drei Jahren nur einzelne Wörter oder im Alter von drei bis vier Jahren in schwer verständlicher Weise spricht, wenn es stark stottert und/oder wenn es sprachliche Äusserungen nur unvollständig versteht.
Eine Sprachabklärung bei kleinen Kindern ist in der Regel als Spielsituation gestaltet. Bei Kindern die noch gar nicht sprechen, kann beim gemeinsamen Spiel beobachtet werden, wie das Kind mit den Personen und den Dingen umgeht, d.h. wie es Kontakt aufnimmt, seinen Gefühle und Absichten ausdrückt und auf die Sprache anderer reagiert, wie es die Spielsachen manipuliert und welche Bedeutung es seinem Tun gibt.
Die Beobachtungen während der Abklärung werden im Gespräch mit den Eltern überprüft und ergänzt. Auf dieser Basis wird das weitere Vorgehen besprochen. Es kann die Aufnahme einer Therapie vereinbart werden, eine Beratung oder eine Kontrolluntersuchung.

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Was kann in einer frühen Sprachtherapie gemacht werden?

Kleine Kinder, deren Sprachentwicklung verzögert ist, können meistens auch noch nicht spielen. In der frühen Sprachtherapie ist der Ausgangspunkt deshalb das Spiel, dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend. Das Ziel besteht darin, gemeinsam mit dem Kind Lernformen zu entwickeln, mit denen es in seiner täglichen Interaktion mit der Personen- und der Dingwelt selbständig fehlende Erfahrungen nachholen und neue Fähigkeiten aufbauen kann.